
Exploring Grigol Robakidse's Exophonic Project: The Guardians of the Grail
Delve into the research on Grigol Robakidse's novel "The Guardians of the Grail," examining its ideological, biographical, and political contexts, collaboration with Georgian Symbolists, and contemporary relevance despite its medieval title. Uncover the narrative's aim to construct Georgian identity within a German-speaking cultural sphere through imagological analysis. Explore the interplay of self-images, foreign representations, and national characteristics in exophonic literature, shedding light on the intricacies of cultural identity construction.
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Presentation Transcript
Grigol Robakidses Die Hter des Grals als ein exophones Projekt Levan Tsagareli
Einleitung Grigol Robakidses Roman Die H ter des Grals 1937 im deutschen Exil entstanden Forschungs berblick: Fokus auf den weltanschaulichen, biographischen und politischen Zusammenh ngen seines Werkes Thematisierung der Zusammenarbeit mit den georgischen Symbolisten (Gagnidse 2011,29) Die urspr nglichen (georgischen) Fassungen der in Deutschland erschienenen Romane nicht erhalten (Gagnidse 2011, 69) Stelldichein der Bilder, die das gesamte Werk Robakidses pr gen (Kirschke 2014, 221) Briefwechsel mit Ghita Strachwitz Robakidses Identifikation mit seinem Roman (Kirschke 2014, 240-252) Parallele zu Parzival (Kirschke 2014) Gegenwartsbezogenheit trotz des Titels, der einen mittelalterlichen Inhalt vermuten l sst gegen Bolschewismus gerichtet (Kirschke 2014, 253-267), Hier soll das Vorgestern in der von der GPU beherrschten Gegenwart das Morgen retten. (Schuchard 2011, 155)
Forschungsdesiderat: ImagologischeAspekte des Textes nach wie vor vernachl ssigt Ausgangsthese: Der Text zielt darauf, georgische Identit t zu konstruieren und diese in einem fremden (deutschsprachigen) Kulturraum zu repr sentieren. Forschungsfragen: Wie sind die Hauptmerkmale des Selbstbildes, das in diesem Roman entworfen wird? Welche Mythologeme werden verwendet, um sie zu konstruieren? Und in Abgrenzung von welchen Fremdbildern kommt diese Konstruktion zustande?
Imagologisches Instrumentarium als methodische Vorgehensweise Exophon Literatur von Autoren, die nicht in ihrer Muttersprache und au erhalb ihrer kulturellen Herkunft schreiben. (Zemanek & Nebrig 256) Ein Selbstbild umfasst diejenigen Eigenschaften, die die Autoren in Literatur, Geschichtsschreibung, politischer Essayistik und in den Medien den Angeh rigen ihres eigenen Volkes, ihrer eigenen Kultur und/oder ihrem eigenen Land zuschreiben. (Beller, Fremdbilder, Selbstbilder, 94) Unter Fremdbildern versteht man die Darstellung fremder L nder, V lker und Kulturen. Die Autoren bringen direkt oder in metaphorischer Umschreibung ihr Urteil zum Ausdruck ber alles, was ihnen am Aussehen, der Religion, den Sitten und sozialen Verh ltnissen anderer V lker fremd, vom eigenen verschieden und bemerkenswert vorkommt. (Beller, Fremdbilder, Selbstbilder, 94) die nationalen Charakteristiken im literarischen Text als positiv oder negativ bewertete Eigenschaften erscheinen, die der jeweiligen Nation in der Form von Vorurteilen, Stereotypen und Klischees zugeschrieben werden (Beller, Eingebildete Nationalcharaktere, 21). Zugleich sind die Fremdbilder und Selbstbilder aufeinander bezogen, indem ihnen die gegens tzlichen Eigenschaften zugeschrieben werden, so dass die Selbstbilder immer positiv und die Fremdbilder dagegen negativ erscheinen. (Beller, Eingebildete Nationalcharaktere, 118-120)
Kurz zum Sujet des Romans Die H ter des Grals: Schlossherr Thavad Georg und der von ihm als sein Nachfolger berufene Levan Orbelli. Unter ihrer F hrung vereinen sich neun M nner als Gralsritter, um das Herz Georgiens (die Schale des neuen Grals, der den Traubensaft vom Kreuz der Heiligen Nino aufgefangen hatte) zu h ten und zu bewahren. Diesen georgischen Gral will die Sowjetmacht vernichten, um die religi se Seele des Volkes zu zerst ren und um Gott aus dem Menschen auszutreiben. Es gelingt, den Aufstand vom August 1924 niederzuschlagen, aber der Gral wird dank der Selbstopferung Levan Orbelis vor den Bolschewiken gerettet und in der H hlung eines Baumes versteckt. Dass sie letztlich scheitern, wird als tragischer Triumph des Untergangs dargestellt, da sie den Keim f r neues Leben der Nation bewahren konnten. (Schuchard 2011, 156)
Selbstbilder 1: Figuren Levan Orbelli Thavad Georg Aussehen ziemlich hochgewachsen, mit wohlgef gten, geschmeidigen Gliedern, stark gebaut , die gro en, leuchtenden Augen, Fremdling, ein sonderbarer Mann gro und kr ftig, breit in den Schultern, schmal und geschwungen in den Lenden, mit wohlgeformter Adlernase und honigfarbenen tiefen, stillen Augen. Fremdartiger / ungew hnlicher Mann, viel Sagenhaftes, Zauber Eingeweihter, An seiner Haltung sp rte man sofort den Herrn. Ausgesprochener Sonnenmensch, abgr ndige Schwermut bewandert in europ ischen Sprachen und Literatur Funktion Tatmensch, Ritter, H ter der Heiligen Schale Gab sich jedem Gef hl vollkommen hinab, Sonnenweg der Liebe Dichter Welt- anschauung F higkeiten
Selbstbilder 2: Georgienbild Landschaften Georgien wird mit Recht ein Weinland genannt (60) Ein Abschied in Georgien wird nicht sehr schmerzlich empfunden. Die Entfernungen hier sind nicht allzu gro . (85) Romantischer Duft Georgiens, der Boden Georgiens (103) Beschreibung von Tbilisi Manglisi, einer der sch nsten Erholungsorte Georgiens, etwa f nfundachtzig Kilometer von Tbilisi entfernt, war in diesem Sommer stark besucht. (149) Kultur georgische Sprache (62, 184) Georgische Literatur: Das ber hmte Epos von Rusthaweli (56), Der Mann im Pantherfell (69. 71) Geschichte Die wiedergewonnene Selbst ndigkeit 1920 (10) M rtyrertod von Davith und Konstantin (41), Zotne Dadiani (77), Didgorischlacht (179) Aufstand, gegenbolschewistische Bewegung (148, 181, 190), Kakuza Tscholokschwili (178), Autos sausten apokalyptisch (191)
Selbtsbilder 3: georgische Wesensart, georgische Rasse , Georgiertum Wehmut verl t den Georgier nie (22) wie die Georgier die Stimme und den Klang f hlen (62) Im Weltbild der Georgier lebt als Grundelement das Feuer. (68) die Georgier litten an Ungeduld und h tten keine Ausdauer (70) Wer mit der Sonne und durch die Sonne lebt, dem fehlt die kalte Berechnung: die Sonne rechnet nicht, sie verschenkt sich unberechnet. (71, 176, 256) was Freundschaft und Treue f r einen Georgier bedeutet (77) diese georgische Eigenschaft, alles auf ein ewiges Morgen hinauszuschieben (83) Der Georgier lebt echt als Stammesmann, niemand aber kann in solchem Ma e ein Abtr nniger seines eigenen Volkes sein wie gerade er. (118) Humor diese g ttliche Gabe (230), Seinsfreude (232)
Selbstbilder 4: Georgische Sitten und Br uche Ohne Trinkspruch keine Tafel in Georgien (12) Das Sonnenmahl, Thamada (60) priesterlich (67), eine nat rliche, hierarchische Ordnung (60 f.), rituell (67) Sakralisierung des Festmahls Tanz (63) In Georgien ist ein Gedicht immer ein Ereignis. (66) Szorperi-Brauch (71) Gastfreundschaft (204)
Selbstbilder 5: Mythologeme Aufstieg Georgiens mit dem Zeitalter der Kreuzz ge zusammenf llt (33) Der Erbauer als Mitk mpfer bei den Kreuzfahrern (36) dieses Kreuz erhielten die Kreuzfahrer von Georgien. (36) Die Ritter sammelten den Saft der Wundertraube in einer Schale, wie Joseph von Arimathia die auf Golgatha vergossenen Blutstropfen des Heilandes. (39) Vision vom Weinrebenkreuz (121) Das Herz Georgiens ist die Opferschale. (73, 191, 245, 257) Schale (130 f., 198, 200, 208 f., 212), Heiliger Gral (135, 223, 231), Gralsschale (150 f.) die Minnegesetze [ ] wurden dem ersten Troubadour von einem im Ge st einer goldenen Eiche sitzenden Falken offenbart. (118) das Baumhafte hat im Germanischen wie im Georgischen ein und dieselbe Wurzel (118) Heilige Nino Jeanne d Arc (167 f.)
Fremdbilder? Freund in Berlin ein fremdartiger Gem tszustand (8): Gut, da es auch einmal einen Abendl nder erfreift; [ ] im Morgenlande ist dieses Erlebnis nicht selten (9) Ausl ndische Freunde (204) Aischa, die kleine Jezidin (249), ein kleines M dchen, Tochter eines Jeziden-Pf rtners (13): Levan sah ihr nach. Ist es m glich, da die Jeziden wirklich den Teufel anbeten, wie es immer behauptet wird? Unfa lich, dachte er. Wenn man diese Kleine sieht, denkt man berhaupt nicht an so etwas. (14) Nichtkommunisten, die das Herz Georgiens in sich trugen (191) ein Georgier als Untersuchungsrichter (201), Lega ein f hrender Bolschewik (233) Stammesverbundenheit , arbeiteten ehrlich im Rahmen des Sowjets, (mit verzehrtem Blick, 234), er stammte wohl aus Georgien, war aber nur Bolschewik (238), Bassia
Fremdbilder 1: Figuren Ein Georgier, ein GPU-Mann (Welsky) ein Natterkopf mit sp rlichen Haaren und fast ohne Brauen, blickloser / schielender Blick, schiefsitzende / schr ggesetzte Augen abscheulich fettig , eine gro e Warze, kurze Beine, ungew hnlich dichte und fuchsrote Haare, der Fuchsrote, r tlich behaart Gralszerst rer, Leugner des Geheimnisses, Diener der geheimen Macht, des Ungenannten, der teuflische Plan, Tr ger einer unheimlichen, fast fremden Macht (Selbst)Ha , Er war immer der Erwachsene, nie ein Kind. (207): Vernichten! (207) nur zu zersetzender Analyse f hig (207), Selten klug, ein guter Menschenkenner wie eine Schlange,wie ein phantastischer Golem, wie ein vorzeitliches G tzenbild, der Schreckliche, der Fremde, dieses Ungeheuer, dieses fuchsrote Scheusal, Hexer, verhext, Dingsda, Widerling, eine gro e Tarantel, das scheu liche Reptil, Gummipuppe, der neue Ahasver, Widersacher Aussehen Funktion Welt- anschauung F higkeiten Symbolik
Fremdbilder 2: fremde Ideologie wir wollen der Menschheit die totale Freiheit erk mpfen. Und deswegen sollen wir Gott aus dem Menschen austreiben , denn wo immer Gott nocht atmet, gibt es keinen Platz f r Freiheit. (134), Kampf um die Freiheit (142 f.) Man mu erst das Geheimnisvolle entschleiern (134), Tabu sprengen (141, 143, 209, 212) Kampf gegen Gott (137), Gottesidee vernichten (139), Gott loswerden (142), Mord des Gottesbildes im Menschen (195) Materialistische Denkweise (140): Mir ist von einer Geliebten nichts bekannt (140), Sie verwechseln eine bildliche Gestalt mit einer wirklichen. (141), Welche Verblendung! (144), das vergangene, morsche Georgien (40), Die Leute w hnen, dies alles sei berlebt. (179), Bl dsinn (209, 239), entfernt von unserem Zeitalter (221) Zerst rung der Identit t: Selbstverrat: dann ist der Thavad nicht mehr er selbst (209)
Zusammenfassung Selbstbild Fremdbild Humor Ironie, h misches L cheln, h liches Lachen Vernunft Einsam Hass Vernichtungsdrang Erwachsener Das Wirkliche Die Gegenwart Mord des Gottesbildes im Menschen Gef hl Gemeinschaftssinn Liebe Sch pferischer Kraft Kind Das Imagin re Die Vergangenheit Auftauchen des Gottes im Menschen
Zwischenergebnisse Die Konstruktion des Selbstbildes richtet sich an einen europ ischen / deutschen Rezipienten und ist bestrebt, diesem ein unbekanntes Land und seine Leute vertraut zu machen. Fusion der georgischen und europ ischen Mythologeme die N he der georgischen und der europ ischen Kultur / Identit t Die Abgrenzung der Selbstbilder und Fremdbilder voneinander wird nicht anhand der ethnischen, sondern der ideologischen Merkmale vorgenommen: d.h. im Roman finden wir statt eines heterokulturellen ein intrakulturelles Fremdbild. W hrend das Selbstbild sakralisiert wird, erf hrt das intrakulturelle Fremdbild D monisierung. Damit wird die ganze Handlung zu einem Geschehen von universeller (nicht nur lokaler) Bedeutung erhoben.
Zur imagologischen Interpretation der Schlussszene Norina = Gralsschale = Allweib Schwedin, die nordische Frau, die fremde Frau, kindliche Fr hlichkeit, die Schwermut Ich lese immer wieder Ihre Zeilen und f hle die abgeschnittenen Trauben, in denen die Sonne noch im Reifen fortlebt. (154). Ab und zu habe ich das Gef hl, als sei ich die Innengeliebte der Dinge, die mich unbewegt ber hren. Ihre Ruhe geht in mich ein, wie in ein Gef , durstig nach der F lle. Ich bin keine Norina mehr, ich bin einfach die Frau, die etwas schlummertief in sich nachsp rt als Wiederkehr ihrer selbst. (170), jener Tau bist du. Ich bin erf llt von dir bis zum Rande. (186), Verr t er Gral, so verr t er auch seine Liebe. (226) Neun Norinaritter = Bund der Gralsh ter = Ein kleiner Bund erlesener M nner, f hig, in sich Georgiens Wesen geheim und heilig zu bewahren, mu entstehen. Ein Orden der Ritter also. Das Mittelmeer ruht drau en in stiller Gewalt. Man vernimmt sein l ssiges Raunen. Was raunt es? Auf den Wegen des Mittelmeeres wurde die hell ugige G ttin Europa entf hrt. Eine ihrer T chter vergie t schmerzzerw hlt Tr nen. Lautlos ruft sie nach der Mutter um Hilfe. (265)
Schlsse Die H ter des Grals darf als ein exophones Projekt betrachtet werden, welches haupts chlich dazu dient, eine Verbindung zwischen der georgischen und der abendl ndischen Identit t herzustellen und diese vom Bolschewismus als dem kulturellen Anderen abzugrenzen. Durch eine derartige Konfiguration der nationalen Identit t wird Georgien eine gewisse kulturelle Aufgabe zugewiesen. Das Land wird als H ter des abendl ndischen Geistes, der Vergangenheit und der Werte des Okzidents semantisiert. Dabei gewinnen der Dichter und seine Dichtung, sowie der K nstler und seine Kunst an besonderer Bedeutung. Sie treten hier als eine Kraft auf, welche f hig ist, die Vergangenheit zu beleben und die in der Welt verborgenen geheimnisvollen Zusammenh nge zu entziffern.
Literaturverzeichnis Beller, Manfred. Eingebildete Nationalcharaktere. Vortr ge und Aufs tze zur literarischen Imagologie. G ttingen: V&R unipress, 2006. Beller, Manfred. Fremdbilder, Selbstbilder. Handbuch Komparatistik. Theorien, Arbeitsfelder, Wisssenspraxis.Hg. R diger Zymner und Achim H lter.Stuttgart; Weimar: Metzler, 2013. 94-99. Gagnidse, Nugescha & Margret Schuchard. 2011. Grigol Robakidse (1880-1962). Ein georgischer Dichter zwischen zwei Sprachen und Kulturen.Aachen: Shaker. Kirschke, Tamara. 2014. Grigol Robakidse und sein literarisches Schaffen. Marburg: Tectum. Robakidse, Grigol. 1943. Die H ter des Grals. Roman. Jena: Diederichs. Zemanek, Evi, und Alexander Nebrig, Hg. Komparatistik. Berlin: Akademie Verlag, 2012.